Rund um das Thema Licht und Gesundheit herrscht viel Unwissen. Fakt ist, dass wir heute viel mehr künstlichem Licht ausgesetzt sind, als noch vor einigen Jahren – und das ist nicht unbedingt gut.

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Blaulicht – der intensive, kurzwellige Bereich des sichtbaren Lichts – sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Während der blaue Anteil im Tageslicht positive Auswirkungen hat, wird vor dem langfristigen Einfluss von Deckenlampen, Autoscheinwerfern, Smartphones oder Computerbildschirmen immer öfter gewarnt.

Dr. Markus Gschweidl, Bundesinnungsmeister der Augenoptiker, erklärt: „Einerseits bremst das Spielen im Tageslicht bei Kindern eine fortschreitende Kurzsichtigkeit ein. Andererseits gibt es eben diese Warnungen, wonach exzessive digitale Blaulichtemissionen Augenschäden verursachen können.“

Tipps für die passende Dosis Blaulicht:

  • Passen Sie Ihren Computerbildschirm an:
    Ein kleines Gratis-Programm namens „f.lux“ passt die Farbeinstellungen am Computermonitor automatisch je nach Uhrzeit an. Das Ergebnis: Unsere Augen werden geschont, die PC-Arbeit wird angenehmer und das blaue Licht wird herausgefiltert. Sie können f.lux kostenlos herunterladen.
  • Beachten Sie beim Kauf von Nachtlichtern deren Leuchtfarbe:
    Die Farben von Nachtlichtern können unseren Schlaf beeinflussen. Studien haben ergeben, dass Blau und Weiß aufputschend wirken, während Rot- und Orangetöne den Schlaf von Babys beziehungsweise Kindern nicht stören.
  • Schützen Sie Ihre Augen:
    Menschen sind am Arbeitsplatz (etwa wegen LED-Lichtern und der Abstrahlung von Displays) mehr blauem Licht ausgesetzt, als noch vor einigen Jahren. Manche empfinden das blaue Licht als störend und anstrengend. Abhilfe bieten Brillengläser mit einer speziellen Beschichtung: Ein Blaufilter schwächt gezielt das blaue Licht im Bereich von 390 bis 440 nm ab. Viele Arbeitgeber sind bereit, einen Zuschuss zum Kauf einer Bildschirmbrille zu gewähren. In Österreich gilt seit April 1998 die Bildschirmarbeitsverordnung, welche den Anspruch auf einen regelmäßigen Sehtest und bei Bedarf auf eine Bildschirmbrille festlegt.

Was genau ist blaues Licht?

Blaues Licht ist Teil des Spektrums von weißem (Tages)Licht – das entdeckte der englische Wissenschafter Isaac Newton, als er Licht durch ein Prisma scheinen ließ. Wie Forscher später feststellten, hat diese Wellenlänge spezielle Einflüsse auf das Nervensystem.

Blaues Licht hält uns wach.

Das blaue Licht reguliert über die Zellen der Netzhaut den Tag-Nacht-Rhythmus, unsere innere Uhr. Dieser Mechanismus wirkt anregend – was morgens positiv ist, wenn man munter in den Tag starten will. Abends gibt blaues Licht allerdings weiterhin das Signal zum Wachbleiben und verhindert so natürliche Müdigkeit.

Erhöhtes Risiko für Augenerkrankungen

Blaues Licht Brille - © Shutterstock
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Das Licht im blauen Wellenlängenbereich, das LED-Leuchtmittel im Gegensatz zu Glühlampen verstärkt abstrahlen, scheint zudem einen schlechten Einfluss auf die Augengesundheit zu haben. So zeigten Tierversuche, dass blaues Licht bei Ratten Sehzellen absterben lässt. Auf diesem Weg, so vermuten manche Forscher, könnte es auch beim Menschen im Lauf der Zeit zur Entwicklung verschiedener Augenerkrankungen wie der altersabhängigen Makuladegeneration beitragen, die unbehandelt zu starken Sehschäden bis hin zur Erblindung führt.

Andere Studien deuten wiederum darauf hin, dass der Einfluss normaler LED-Lichter oder Displays unterhalb dieser Schwelle liegt. Gschweidl: „Brillen mit Blaulichtfilter sind dennoch sinnvoll, da sie den digitalen Augenstress mindern – also das visuelle ,Rauschen‘, das Blendung und Augenermüdung erzeugt. Zudem mindern sie weitere, gravierendere Folgeerscheinungen.“

Blaues Licht stört unsere innere Uhr

Nachtlicht - © Shutterstock
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Nicht unerheblich sind auch die Folgen für den Tag-Nacht-Rhythmus. Blaulicht in der Nacht, etwa bei der Verwendung von digitalen Endgeräten, kann nicht nur zu Schlafstörungen und so zu chronischem Schlafmangel führen, sondern offenbar auch zu schweren Erkrankungen, wie Dr. Gerhard Klösch, Schlafforscher an der Medizinischen Universität Wien, erklärt:

„Blauwelliges Licht unterdrückt nachhaltig die Melatoninausschüttung. Ein geringer Melatoninspiegel begünstigt das Entstehen bestimmter Krebsarten, beispielsweise Brust- und Prostatakrebs, spielt aber auch bei der Entstehung von Diabetes Typ II und krankhaftem Übergewicht eine wichtige Rolle.“

Dabei kann die Beleuchtungsstärke durchaus gering sein (unter 20 Lux). Die Effekte zeigen sich nach 15 bis 20 Jahren. Der Schlafforscher empfiehlt, bei nächtlichem Licht gelbe, rote oder grüne Lichtquellen zu nutzen und Filter bei digitalen Endgeräten einzusetzen. „Wer vorhat, nach dem Nachtdienst zu schlafen, dem raten wir zu Blaulichtbrillen. Ansonsten sollte man untertags viel natürliches blaues Licht in Form von Sonnenlicht genießen.“

Innenräume: „Unterschiedliche Beleuchtungsstärken“

Blaues Licht Architektur - © Shutterstock
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Im Lichtlabor der Donau-Universität Krems ist Leiter Gregor Radinger besonders mit den Anforderungen der Menschen an das Licht in ihren Innenräumen befasst. „Menschen haben aufgrund ihrer evolutionären Prägung bestimmte Bedürfnisse. Heute, wo sie mehr als 90 Prozent ihrer Lebenszeit in geschlossenen Räumen verbringen, finden sie aber ein gegenüber dem Außenraum deutlich verändertes Lichtangebot vor.“

Die Archtektur ist gefragt.

Hier sieht Radinger viele Widersprüche. „Lichtmaximierung im Innenraum wird gleichbedeutend mit hoher Belichtungsqualität gesehen. Wenig bekannt ist, dass wir für lichtinduzierte physiologische Prozesse, wie etwa die Melatoninausschüttung, hohe und niedrige Beleuchtungsstärkenniveaus benötigen, die im Innenraum beziehungsweise aufgrund von Lichtverschmutzung in urbanen Gebieten kaum erreicht werden. Hier ist die Architektur gefragt.“ Die besondere Herausforderung ist laut Radinger, eine natürliche Raumbelichtung mit einer adäquaten thermischen Gebäudeperformance zu kombinieren. So sollen sich die Räume dabei nicht zu sehr aufheizen.

Für Augenoptiker Gschweidl steht fest: „Es gibt noch sehr viele Auswirkungen von Licht auf die menschliche Gesundheit, die unklar sind. Auf dem Gebiet der Forschung passieren dazu sehr spannende Dinge. Es ist für uns als Experten daher besonders wichtig, aufzuklären und dafür zu sorgen, dass sich jeder Mensch effektiv vor bekannten Gefahren des Lichts schützen kann, ohne dabei auf die positiven Auswirkungen zu verzichten.“

Quellen:
- PK der Augenoptiker: „Wie schädlich ist Licht?“, 12.06.2019 in Wien
- Scientific Reports volume 8, 10207 (2018)