Neben Arzneimitteln ist in der Apotheke eine große Auswahl an Pflegeprodukten und Kosmetik erhältlich. Diese gehören in der Regel in die Kategorie der Dermokosmetik und sind auf spezielle Hautbedürfnisse oder -erkrankungen abgestimmt.

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Menschen mit unkomplizierter Haut machen sich meist wenig Gedanken darüber, wo und welche Hautpflege- und Kosmetikprodukte sie kaufen. Aussehen, Gerüche oder ein bestimmtes Markenimage spielen bei der Kaufentscheidung eine tragende Rolle, während die Verträglichkeit meist als selbstverständlich betrachtet wird. Anders sieht es aus, wenn Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Akne oder Rosacea auftreten, die Haut zunehmend empfindlicher oder trockener wird. Nun rücken Hautgesundheit und das Lindern von Missempfindungen in den Fokus, gleichzeitig wünschen sich viele Betroffene jedoch, dass die Produkte auch ihren kosmetischen Ansprüchen gerecht werden.

Diese Anforderungen zu vereinen, hat sich die Dermokosmetik zum Ziel gesetzt. Hierunter fallen laut der Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. alle Produkte zur Reinigung, zum Schutz und zur Pflege der Haut, bei denen der Anwendungszweck unter Mitberücksichtigung dermatologischer und pharmazeutischer Gesichtspunkte erreicht wird. Neben der reinen Pflege werden Dermokosmetika auch zur Unterstützung, Behandlung und Vorbeugung von Hautveränderungen eingesetzt und müssen deshalb einen hohen Anspruch an Verträglichkeit und Qualität erfüllen. Dieser geht über die gesetzlichen Vorgaben an Kosmetika hinaus und sollte wissenschaftlich nachgewiesen werden. In der Praxis bedeutet das: Möchte ein Hersteller eine dermokosmetische Tagescreme für trockene Haut, die den Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöhen soll, auf den Markt bringen, muss zunächst nachgewiesen werden, dass die Creme die Hautfeuchtigkeit tatsächlich verbessert.

Basistherapeutika: Was ist sterile Kosmetik?

Auch sterile Kosmetika stammen aus dem Bereich der Dermokosmetik.

Sie wurden für die Pflege und Behandlung von chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie zum Beispiel Neurodermitis entwickelt. Viele der Betroffenen leiden unter einer Störung der Barrierefunktion der Haut. Teil der Therapie ist deshalb das tägliche Auftragen von sogenannten Basistherapeutika. Hierbei handelt es sich um Pflegeprodukte, die helfen, die Barrierefunktion zu stabilisieren und Feuchtigkeit in der Haut zu halten. Aufgrund der gestörten Hautbarriere entwickeln viele Betroffene mit der Zeit eine Sensibilisierung gegenüber diesen Produkten. Einige Hersteller sind deshalb dazu übergegangen, Kosmetika zu entwickeln, die mit ganz wenigen Inhaltsstoffen und ohne Konservierungsstoffe auskommen. Um eine Verunreinigung mit Keimen zu verhindern, werden die Produkte in Verpackungen abgefüllt, die luftdicht abschließen.

Hautgesundheit versus Wellness

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Dermokosmetik soll den Zustand der Haut verbessern, dafür werden die Produkte so formuliert, dass sie die Hautbarriere schützen und reizarm sind. Etliche Inhaltsstoffe, die in konventioneller Kosmetik eingesetzt werden, sind deshalb für dermokosmetische Produkte nicht geeignet. Dazu gehörten lange Zeit auch Duftstoffe. Zur Freude vieler Betroffener gibt es hier inzwischen einen Wandel.

Emotionen und Gerüche sind bei Menschen eng miteinander verknüpft und können das Verhalten nachweislich beeinflussen. Supermärkte und Geschäfte setzen Gerüche deshalb mitunter ganz gezielt ein, um Kaufentscheidungen der Kund:innen zu beeinflussen. In wissenschaftlichen Studien konnte gezeigt werden, dass ein angenehmer Duft von Pflegeprodukten die Therapietreue von Menschen mit Neurodermitis erhöhen kann. Die Hersteller haben darauf reagiert und bieten inzwischen einige Produkte an, die der Haut und der Nase gefallen. Und auch Produkte, die Anti-Aging-Wirkstoffe enthalten und vor vorzeitiger Hautalterung schützen können, sind inzwischen so formuliert, dass sie als Dermokosmetika erhältlich sind.

Pluspunkt fachkundige Beratung

Dermokosmetika werden meist exklusiv über Apotheken vertrieben. Das hat einen ganz praktischen Grund. Anders als im Drogeriemarkt verfügt das Apothekenteam über Hintergrundwissen zum Thema Haut und Hauterkrankungen. Die Beratung kann dadurch über eine reine Produktberatung hinaus gehen. Dermokosmetik-Spezialist:innen können mit geübtem Blick und ein paar Fragen den Hautzustand schnell einschätzen. Auch mögliche Anwendungsfehler lassen sich in der fachkundigen Beratung rasch aufdecken. So kommt es häufiger vor, dass Trockenheits- und Spannungsgefühle durch Produkte verursacht werden, die seit vielen Jahren zum persönlichen Pflegeprogramm gehören, aber aufgrund des fortschreitenden Alters den Bedürfnissen der Haut nicht mehr entsprechen. Rosacea-Betroffene, die noch nichts von ihrer Hautkrankheit wissen, greifen mitunter zu Akne-Produkten, um die Pusteln zu reduzieren. Manchmal sind es auch einzelne Inhaltsstoffe, die zum Trigger für Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis, Rosacea oder Akne werden. In diesen Fällen reicht schon das gezielte Vermeiden und Ausweichen auf andere Produkte, um das Hautbild zu verbessern.

Neben der Haut und den verwendeten Kosmetik- und Pflegeprodukten wird in der Beratung auch der persönliche Alltag der Kund:innen berücksichtigt. Die Haut einer Person, die ihren Arbeitstag im klimatisierten Büro verbringt, ist zum Beispiel ganz anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt als die Haut eines Menschen, der in einer Wäscherei arbeitet oder sich viel im Freien aufhält. Eine junge Mutter mit kleinen Kindern hat kaum Zeit für aufwendige kosmetische Anwendungen. Steht eine Urlaubsreise mit Klimawechsel bevor, kann eine Anpassung der verwendeten Produkte notwendig sein. Auch medikamentöse Therapien können einen besonderen Hautschutz erforderlich machen. So weisen Menschen, die nach einer Organtransplantation Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems einnehmen, ein erhöhtes Hautkrebsrisiko auf. Sie benötigen Produkte mit einem besonders hohen Lichtschutzfaktor, um ausreichend geschützt zu sein.