Der Mensch ist nicht für langes Sitzen und Stehen gemacht. Da das im Alltag aber häufig gefordert ist, trainiert sich so mancher eine Fehlhaltung an. Man kann dem aber entgegenwirken.

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Wie oft haben wir diesen Satz wohl schon gehört: „Setz dich gerade hin“ oder „Lass dich nicht so hängen“. Anweisungen, die gegeben werden, damit eine schlechte Haltung vermieden wird. Doch können wir durch eine gerade Haltung tatsächlich Rückenschmerzen vermeiden? Es ist erstaunlich, wie lange es braucht, hartnäckige Mythen aus den Köpfen der Menschen zu bekommen.

Es gibt keine richtige Haltung

Es scheint, dass der Kampf um diese perfekte Haltung immer weiter geht, auch wenn wir älter werden. Die Idee einer perfekten Körperhaltung scheint sehr einfach zu sein, aber in Wirklichkeit gibt es viele Faktoren, die die Haltung beeinflussen. Einige davon beziehen sich auf Verletzungen in der Vergangenheit oder auf unsere aktuellen Aktivitäten; andere eher auf die Art und Weise, wie wir zusammengesetzt sind:

  • Mechanische und strukturelle Anomalien (zum Beispiel das Alter, eine Beinlängendifferenz oder Erkrankungen wie Arthrose oder Skoliose) sorgen dafür, dass wir unterschiedliche Ruhepositionen einnehmen.
  • Funktionsstörungen des neurologischen Systems können unsere Fähigkeit zur Bewegungskoordination und zur Muskelkontrolle beeinträchtigen.
  • Die Körperhaltung ist auch eng mit dem verbunden, was wir regelmäßig tun. Mit der Zeit gewöhnt sich unser Körper an diese Muster – und das beeinflusst die Länge und Stärke der Muskeln, die unsere Gelenke umgeben.
  • Unser Geisteszustand kann auch unsere Haltung beeinflussen. Denken Sie daran, wie Menschen in Zeiten von Müdigkeit oder Stress aussehen.
  • Es ist auch wichtig zu wissen, dass wir nicht perfekt symmetrisch sind. Die meisten von uns sind einseitig dominant. Aufgrund dieser Dominanz kann sich die Position von Gelenken und Muskeln verändern.

Jeder negative Einfluss dieser Faktoren kann gemindert werden, wenn wir uns daran erinnern, in Bewegung zu bleiben und zu vermeiden, längere Zeit in einer Haltung zu verharren.

Auswirkungen einer längeren Körperhaltung

Rücken Körperhaltung - © Shutterstock
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Die Folgen des zu langen Verweilens in einer Körperhaltung können verschiedene Körpersysteme betreffen. Wenn wir längere Zeit in einer Position bleiben, müssen die Muskeln die Spannung aufrechterhalten, um die Position zu halten. Diese anhaltende Spannung führt dazu, dass die Muskeln ihre Leistungsfähigkeit verlieren. Das kann dann zu einer abnormalen Belastung des Gewebes führen. Die mechanische Beanspruchung nimmt zu, was möglicherweise zu Schmerzen, degenerativen oder strukturellen Veränderungen (ein Ungleichgewicht zwischen Muskellänge und Kraft) führt.

Darüber hinaus führt die anhaltende Muskelaktivität zu Müdigkeit, verminderter Durchblutung und Anreicherung von Metaboliten. Das kann durch häufiges Verlassen einer Position im Laufe des Tages gemildert werden. Leider erfordert unsere Arbeit manchmal, dass wir für längere Zeit in einer Position bleiben.

Haltungs-Optimierungsplan

Physiotherapie Körperhaltung - © Shutterstock
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Es gibt viele Möglichkeiten, die negativen Folgen von lange eingehaltenen Körperhaltungen zu vermeiden. In Bewegung bleiben hilft. Wenn das zum Beispiel aufgrund Ihres Arbeitsplatzes nicht möglich ist, könnten Ihnen folgende Tipps weiterhelfen:

  • Stellen Sie sicher, dass Ihr Arbeitsplatz speziell für Sie eingerichtet ist.
  • Sorgen Sie für einen passenden Stuhl mit Rückenlehne. Das Sitzen ohne Rückenlehne kann die Druckkräfte auf den Rücken erhöhen, da die Aktivität der Hüftbeuger zunimmt.
  • Verwenden Sie eine Lendenwirbelstütze, um eine übermäßige Beugung des unteren Rückens zu vermeiden. Übermäßige Beugung des unteren Rückens kann die Bandscheiben belasten und zu einer weniger optimalen Haltung des Oberkörpers beitragen.
  • Wenn Sie stehen müssen, versuchen Sie Ihren Fuß auf einen Hocker zu stellen, um die Gelenke Ihres unteren Rückens zu entlasten.
  • Wenn Sie länger in einer Position bleiben müssen, versuchen Sie diese Position umzukehren und sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen oder zu strecken.
  • Bleiben Sie außerhalb der Arbeit aktiv, um Ihre Muskeln stark und Ihre Gelenke beweglich zu halten.
  • Ein Physiotherapeut kann bei der Optimierung von Haltungsgewohnheiten helfen. Dabei wird die Alltagssituation analysiert und gemeinsam eine bewusste Kontrolle entwickelt, um alte Gewohnheiten zu hemmen beziehungsweise zu ersetzen. Darüber hinaus wird ein individuelles Trainingsprogramm erstellt, dass schwache, angespannte Muskeln anspricht, den Rumpf stützt und Übungen zur Mobilisierung steifer Gelenke beinhaltet.