Enzian enthält nicht nur einen der bittersten bekannten Naturstoffe, sondern wird auch bereits seit vielen Jahrhunderten aufgrund seiner anregenden Wirkungen auf Verdauung und Appetit geschätzt.

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Auch heutzutage schätzen wir Enzian vor allem aufgrund der anregenden Wirkung auf die Verdauung. Enzian enthält Bitterstoffe, die, wie der Name bereits suggeriert, bitter schmecken. Diese Bitterstoffe fördern die Produktion von Verdauungssäften, regen den Appetit an und tragen zur besseren Verdauung der aufgenommenen Nahrung bei. Dadurch können Symptome wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen und krampfartige Schmerzen gelindert werden.

Bitterstoffe sind in vielen Heilpflanzen enthalten, doch jene im Enzian stechen besonders hervor. Ein spezieller Naturstoff in der Wurzel, das sogenannte Amarogentin, ist derart bitter, dass man mit 1 Gramm dieser Substanz 58.000 Liter Wasser bitter schmecken lassen kann. Dementsprechend nennt man Enzian im Alpenraum auch die „Bitterwurz“.

Die große Popularität im Verlauf der letzten Jahrhunderte führte zu intensiver Sammlung, was zur Folge hat, dass der Enzian in vielen Regionen selten geworden ist. Aus diesem Grund steht er heute unter Naturschutz. Die Enzianwurzel kann jedoch über Apotheken bezogen werden. Diese stammt aus kultivierten Anbaugebieten, somit werden die natürlichen Populationen nicht belastet.

Verwendung: Enzian richtig anwenden

Enzian kann sowohl in Form eines Teeauszuges oder einer Tinktur eingenommen werden. Um einen Tee zuzubereiten, übergießt man bis zu dreimal täglich 1 g der Enzianwurzel mit 150 ml kochendem Wasser und lässt ihn für 10 Minuten ziehen. Die verdauungs- und appetitanregende Wirkung wird teilweise durch die Geschmacksnerven auf der Zunge ausgelöst. Daher verstärkt sich die Wirkung, wenn man den Tee kurz im Mund behält, bevor man ihn schluckt. Um den Appetit anzuregen, sollte der Tee eine halbe Stunde vor dem Essen getrunken werden, während er bei Verdauungsbeschwerden nach dem Essen konsumiert wird.

Botanischer Steckbrief von Enzian (Gentiana lutea L.)

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Der Gelbe Enzian ist eine typische Pflanze der hochalpinen Flora der Westalpen. Er kann eine Höhe von bis zu 140 cm erreichen. Charakteristisch sind die elliptischen, bogennervigen Blätter, die gegenständig am fingerdicken Stängel stehen. Die Blüten des Gelben Enzians sind gelb gefärbt, haben lange Stiele und gruppieren sich in 3- bis 10-blütigen Trugdolden, die in den Achseln der Tragblätter sitzen.

Der wissenschaftliche und der deutsche Name des Enzians haben ihren Ursprung im Namen des illyrischen Königs Gentios. Vor ungefähr 2.000 Jahren soll dieser König mithilfe eines Enziansirups erfolgreich seine Verdauungsprobleme behandelt haben.