Kaum eine andere Heilpflanze erlebte in den letzten Jahren einen derartigen Hype wie der Hanf, umgangssprachlich auch Cannabis genannt. Und bei kaum einer anderen Pflanze ist der rechtliche Status der Pflanze selbst und der diversen daraus gewonnenen Produkte derart komplex.
Hanf, besser bekannt als Cannabis, hat eine jahrtausendealte Tradition als Nutz-, Heil- und Rauschpflanze. Die Pflanzenfasern lassen sich beispielsweise zu Textilien und Seilen weiterverarbeiten, aus den Samen gewinnt man ein nahrhaftes Pflanzenöl und in den Drüsenhaaren der weiblichen Pflanzen bilden sich an die 110 verschiedene Cannabinoide. Die zwei bekanntesten Cannabinoide sind Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC). Die Wirkung der diversen Cannabinoide variiert sehr stark, rauschartige Effekte erzeugt nur THC. Die Produktion der Cannabinoide unterscheidet sich zudem von Sorte zu Sorte und ist auch abhängig vom Anbauort. Dementsprechend unterschiedlich ist die rechtliche Einstufung. Blühende Pflanzen, welche mehr als 0,3 % THC enthalten, unterliegen in Österreich dem Suchtmittelgesetz. Daraus hergestellte Extrakte dürfen aber unter bestimmten Voraussetzungen vom Arzt/von der Ärztin verschrieben werden. Sorten und daraus hergestellte Produkte, die weniger als 0,3 % THC enthalten, können dagegen frei verkauft werden.
Vielseitig ist auch im medizinischen Bereich die Anwendung dieser Pflanze. THC-haltige Produkte werden beispielsweise zur Appetitanregung bei Aidspatient:innen, zur Prophylaxe von Erbrechen im Rahmen einer Chemotherapie oder bei Schmerzen bei Multipler Sklerose eingesetzt.
Hanfprodukte ohne nennenswerte Mengen an THC, aber mit hohen Werten an CBD werden dagegen als Nahrungsergänzungsmittel etwa zur Unterstützung eines gesunden Schlafes u. a. als Tropfen, Kaugummis, Dragees oder Rauchwaren eingesetzt. Zusätzlich findet man im Lebensmittelhandel auch Hanfsamen und aus diesen Samen gewonnenes Hanföl.
Botanischer Steckbrief von Hanf (Cannabis sativa L.)
Hanf stammt ursprünglich aus Zentralasien und wurde in Indien bereits im 9. Jahrhundert vor Christus als Nutzpflanze kultiviert. Die Pflanze erreicht eine Höhe von bis zu 3,5 m und trägt langgestielte charakteristische handförmige Blätter. Die einzelnen Blättchen sind lanzettlich und grob gesägt. Hanf ist eine zweihäusige Pflanze. Das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die weiblichen Blüten sind größer und dichter belaubt als die männlichen Blüten. Außerdem bilden die weiblichen Blüten ein klebriges Harz.