Die Wechseljahre: Sie haben ein schlechtes Image, dabei können Sie auch als Chance gesehen werden. Wir haben Dr. Eva Lehner-Rothe, Fachärztin für Gynäkologie, nach den besten Tipps für diesen neuen Lebensabschnitt gefragt.

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Interview mit Dr. Eva Lehner-Rothe:

Dr. Eva Lehner-Rothe, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Wien & Baden_c_Beigestellt - Dr. Eva Lehner-Rothe, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Wien und Baden - © Beigestellt
Dr. Eva Lehner-Rothe, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Wien und Baden © Beigestellt

Deine Apotheke: Der Wechsel ist eine Phase der hormonellen Veränderungen. Kann man die Menopause als eine „verkehrte“ Pubertät sehen?

Dr. Eva Lehner-Rothe: Jein. Zunächst muss man die Begriffe genau klären. Die Menopause ist eigentlich der Zeitpunkt der letzten Regelblutung. Das Klimakterium ist die Phase, in der sich die Frau befindet, wenn sie im Wechsel ist. Im Klimakterium stellt sich die hormonelle Produktion insofern um, als dass weniger Geschlechtshormone produziert werden, die Eierstöcke ihre Arbeit einstellen, und die Gebärmutter sich verkleinert. In der Pubertät passiert nicht genau umgekehrt dasselbe – insofern kann man Wechsel und Pubertät nicht ganz vergleichen.

Welchen Nutzen hat eine Hormonersatztherapie? Warum ist diese teilweise umstritten? Und wie kann man natürlich gegen die Symptome vorgehen?

Wenn eine Frau extrem unter den Beschwerden in den Wechseljahren leidet, würde ich primär immer versuchen, mit pflanzlichen Mitteln dagegen anzukämpfen. Es gibt sehr gute pflanzliche Möglichkeiten, so genannte Phytoöstrogene. Das sind Wirkstoffe, die ähnlich wie das Östrogen, das weibliche Sexualhormon, im Körper funktionieren. Mit Isoflavonen, Rotkleeextrakt, Soja & Co. finden durchaus 30 Prozent der Frauen ein Auslangen. Weitere 30 Prozent haben mäßige Beschwerden, sodass sie keine Behandlung benötigen.

Ein gutes Drittel der Frauen hat extreme Beschwerden und muss auf eine Hormonersatztherapie zurückgreifen. Sie hat einen großen Nutzen, da sie viele Beschwerden, die die Lebensqualität der Frau beeinträchtigen, behandeln kann. Teilweise umstritten ist sie aufgrund der ihr angedichteten Nebenwirkungen beziehungsweise weil sie ein latentes, minimal erhöhtes Brustkrebsrisiko mit sich bringt. Dafür ist das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, für die Patientinnen, die eine Hormonersatztherapie bekommen, geringer. Es gibt also viel Nutzen und nicht nur Risiko.

Ich bin aber wie gesagt primär Fan von natürlichen Mitteln: zunächst Phytoöstrogene ausprobieren und wenn das nicht hilft, eventuell auf eine Hormonersatztherapie zurückgreifen.

Das Ausbleiben der Regel ist für viele Frauen ein Zeichen verlorener Weiblichkeit. Was raten Sie Ihren Patientinnen?

Ich rate ihnen immer, das positiv zu sehen. Im Prinzip kommen auch positive Dinge in den Wechseljahren: Nicht mehr zu bluten, kann durchaus angenehm sein, man muss sich auch nicht mehr um die Verhütung kümmern … Also, als Zeichen verlorener Weiblichkeit würde ich das auf keinen Fall sehen.

Welche Tabuthemen begegnen Ihnen in Ihrer Praxis in puncto Wechseljahre?

Die nachlassende Libido ist ein großes Thema. Also Wallungen, Schlafstörungen und andere Beschwerden, die Frauen im Wechsel beschäftigen, werden ganz gerne besprochen. Die nachlassende Libido ist ein zu selten erwähnter Punkt – ist aber ganz logisch durch die hormonelle Veränderung.

Aber auch die Männer machen einen Wechsel durch, und oft ist es so, dass sich dann die Libido von Mann und Frau angleicht – das ist natürlich der Idealzustand. Man muss sich damit arrangieren, dass es durchaus normal ist, weniger Libido zu haben, beziehungsweise, dass man seine Lust auf andere Art und Weise neu entdecken muss.

Danke für das Gespräch.