Dickdarmkrebs ist in Österreich die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern, bei Frauen sogar die zweithäufigste. Zahlreiche Faktoren können dessen Entstehung begünstigen – dazu zählt auch das Körpergewicht. Eine neue Studie zeigt, dass auch die Anzahl der Lebensjahre mit Übergewicht eine maßgebliche Rolle spielt.

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Wer lange zu viele Extrakilos mit sich herumschleppt, hat ein deutlich höheres Darmkrebsrisiko als Normalgewichtige. Zu dem Schluss kommen Forscher:innen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, ihre Ergebnisse wurden im Fachblatt „JAMA Oncology“ veröffentlicht.

Gewichtiges Problem

Bauchumfang Übergewicht Adipositas - Untersuchungen ergaben einen eindeutigen Zusammenhang von Übergewicht und  Darmkrebs. - © Shutterstock
Untersuchungen ergaben einen eindeutigen Zusammenhang von Übergewicht und  Darmkrebs. © Shutterstock

Es ist schon länger bekannt, dass Krebsarten wie Brust-, Gebärmutter-, Nieren- und auch Darmkrebs bei übergewichtigen Menschen häufiger auftreten als bei Normalgewichtigen. Die Forscher:innen des DKFZ wählten für ihre Beobachtungsstudie einen neuen Zugang: „Bei den meisten dieser Untersuchungen wurde das Körpergewicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lediglich einmal abgefragt oder bestimmt. Unsere Überlegung war aber, dass es für das Darmkrebsrisiko eine noch größere Rolle spielen müsste, wie lange ein Mensch die überzähligen Kilos mit sich herumträgt", so Prof. Dr. med. Hermann Brenner.

Der Hintergrund: Übergewicht (Body-Mass-Index > 25) fördert die Entstehung von Darm-Karzinomen, weil das Fettgewebe laufend Hormone und entzündungsfördernde Substanzen ausschüttet. Ist der Körper diesem Einfluss über Jahre oder Jahrzehnte ausgesetzt, steige das Risiko dementsprechend. Um diese Annahme zu prüfen, nutzten die Forscher:innen die Daten der DACHS-Untersuchung, die seit 2003 Darmkrebspatienten sowie Personen ohne Darmkrebsdiagnose begleitet.
Die Forscher:innen kamen zu dem Ergebnis, dass dauerhaft Übergewichtige sogar bis zu zweieinhalbmal häufiger an Darmkrebs erkranken als Normalgewichtige.
„Aus unserer Studie wird deutlich, dass das Übergewicht einen noch größeren Einfluss auf das Darmkrebsrisiko hat als bisher angenommen. Dies unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, bereits im Kindes- und Jugendalter vorzubeugen, dass Übergewicht entsteht", so Brenners Appell.

Früherkennung rettet Leben

Darmkrebs kann so gut wie kaum eine andere Krebsart durch konsequente Früherkennung verhindert werden. Zellveränderungen im Darm können durch eine Vorsorge-Darmspiegelung (Koloskopie) gut identifiziert und im selben Schritt auch entfernt werden.

Diese – im Übrigen komplett schmerzfreie – Untersuchung wird allen Menschen ab 50 Jahren zumindest alle zehn Jahre empfohlen. Leider wird dies nicht immer beherzigt. Expert:innen konnten einen Rückgang der Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen während der Corona-Pandemie um 15 Prozent beobachten. Mediziner:innen befürchten dadurch einer Zunahme der Darmkrebsdiagnosen in den nächsten Jahren.

Weitere Informationen zum Thema Darmkrebs-Vorsorge finden Sie bei der Initiative „Dont wait".

Der Body-Mass-Index

Der Body-Mass-Index ist eine internationale Maßeinheit, mit der sich das individuelle Körpergewicht bewerten lässt.

So funktioniert die Berechnung des BMI:
Körpergewicht in kg dividiert durch (Körpergröße in m)²

BMI < 18,5 Untergewicht
BMI 18,5 – 24,9 Normalgewicht
BMI 25 – 29,9 kg/m2 Übergewicht
BMI 30 – 34,9 kg/m2 Adipositas Grad I
BMI 35 – 39,9 kg/m2 Adipositas Grad II
BMI ≥ 40 kg/m2 Adipositas Grad III