Rund jeder fünfte Verkehrsunfall wird direkt oder indirekt unter Einfluss von Medikamenten verursacht. Selbst, wenn diese selten alleinverantwortlich für den Unfall sind: Arzneimittel und Straßenverkehr passen nicht immer gut zusammen und können die Sicherheit im Straßenverkehr enorm beeinträchtigen.

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80 Prozent der Menschen, die sich unter Einfluss von Arzneimitteln hinters Steuer setzen, sind sich der Gefahr nicht bewusst. Eine pauschale Beurteilung eines Arzneistoffes in dem Sinn, dass bei einer bestimmten Dosis die Fahrsicherheit beeinträchtigt ist, ist in der Regel nicht möglich. Warum? Weil individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht, Körperbau und Gewicht, Grunderkrankungen, die Einnahme weiterer Arzneimittel usw. einen wesentlichen Einfluss auf die Wirkung und auch die Nebenwirkung eines Medikaments haben.

Einen ersten Hinweis findet man bereits auf der Schachtel des Medikaments. Das Warndreieck mit dem Rufzeichen symbolisiert den Gefahrenhinweis: "Dieses Medikament verringert die Fahrtüchtigkeit." Schaut man sich nun seine verordneten oder auch privat gekauften Arzneimittel aufmerksam durch, so wird man erstaunt sein, wie oft derartige Gefahrenhinweise auf vermeintlich harmlosen Mitteln zu finden sind. In erster Linie jedoch sind es Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie Narkosemittel, die das Risiko für Verkehrsunfälle auf fast das Doppelte erhöhen.

Generell gilt: Die kritischste Phase ist meist am Beginn der Arzneimitteleinnahme. Da ist die Dosis oft noch nicht optimal eingestellt und wirkt noch nicht so gut. Wenn der Patient dann stabil ist, ist die Fahrtüchtigkeit oft wieder voll hergestellt. Und dann machen manche Arzneimittel eine Teilnahme am Straßenverkehr überhaupt erst wieder möglich.

Unerwünschte Wirkungen

Schlaf- und Beruhigungsmittel sind punkto Verkehrssicherheit bestimmt die gefährlichste Gruppe, besonders die so genannten Benzodiazepine, auch als Tranquillizer bekannt. Sie wirken angst- und spannungslösend, beruhigend und schlafanstoßend. Häufig haben sie auch eine muskelentspannende Wirkung. Dies kann nicht nur zu Müdigkeit führen, sondern auch zu Schwindel und Verwirrtheitszuständen.

Bei älteren Personen sind unerwartete Symptome wie zum Beispiel innere Unruhe und Koordinationsstörungen möglich - in so einem Fall ist nicht an Autofahren zu denken!

Auch das Lokalanästhetikum beim Zahnarzt hat seine Tücken: Die Spritze kann blutdrucksenkend und zentral dämpfend wirken, dazu kommt dann auch noch der Schmerz. Direkt nach der Anwendung sollte der Patient eher nicht selbst heimfahren.

Achten Sie auf den Zeitabstand

Der richtige Zeitabstand zwischen der Arzneimitteleinnahme und der Teilnahme am Straßenverkehr ist enorm wichtig. Für Narkosemittel gilt mindestens 24, besser noch 48 Stunden absolutes Fahrverbot. Zwischen einer Schlafmitteleinnahme und der morgendlichen Autofahrt sollten mindestens acht bis zehn Stunden liegen. Wenn diese bestimmungsgemäß am Abend vor dem Zubettgehen eingenommen werden, ist eine Bürofahrt am nächsten Morgen meist kein Problem.

Versteckte Gefahr

Auch vermeintlich harmlose Medikamente können Probleme verursachen. Blutdrucksenker können gerade am Beginn der Therapie den Blutdruck ebenso stärker als gewünscht absenken wie Antidiabetika den Blutzuckerspiegel. Schwindel, Benommenheit und Kopfschmerzen sind hierbei keine Seltenheit, ebenso wie Aufmerksamkeitsstörungen.

Wer codeinhaltige Hustenmittel einnimmt, sollte nur mit großer Vorsicht am Straßenverkehr teilnehmen. Als Abkömmling vom starken Schmerzmittel Morphin kann es enorm müde machen.

Rezeptfreie Schmerzmittel wie ASS oder Paracetamol als Monopräparat haben meist keine oder nur eine geringe Auswirkung auf die Verkehrstauglichkeit. Bei Ibuprofen in höherer Dosierung sind aber Müdigkeit und Schwindel möglich.

Aufpassen muss man bei Kombinationspräparaten gegen Grippe: Hier sind meist weitere Bestandteile drinnen, die müde machen können. Zum Beispiel das Antihistaminikum Diphenhydramin oder Dextromethorphan gegen Reizhusten.

Vorsicht bei Augenmitteln

Und wer beim Augenarzt "eintropfen" muss: Derartige Mydriatika erweitern die Pupille, und man sieht in der Nähe sowie in der Ferne für drei bis vier Stunden beeinträchtigt. Außerdem ist die Blendempfindlichkeit enorm erhöht. Auch bei einer Langzeitanwendung derartiger pupillenerweiternder Tropfen mit Atropin ist eine Teilnahme am Straßenverkehr nicht erlaubt.

Wirkstoffe in Augensalben oder -gelen machen prinzipiell keine Probleme, können jedoch aufgrund ihrer Konsistenz die Sehleistung für mehrere Minuten bis Stunden mindern. Daher sollten diese vorzugsweise abends vor dem Schlafengehen angewendet werden.