Juvenile, idiopathische Arthritis: Wer glaubt, dass Rheuma bei Kindern ein Einzelschicksal ist, irrt. Denn Rheuma bei Kindern und Jugendlichen ist weit verbreitet. Und dazu noch vielseitiger als bei Erwachsenen.

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Bei Gelenksentzündungen im Erwachsenenalter handelt es sich vorwiegend um die klassische rheumatoide Arthritis. Bei Kindern und Jugendlichen dagegen gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Gelenksentzündungen, die unter dem Begriff „juvenile idiopathische Arthritis“ zusammengefasst werden.

Rheuma kann bereits im ersten Lebensjahr auftreten, bei Mädchen generell häufiger als bei Jungen.

Bei manchen Formen sind nur die großen Gelenke wie Knie und Sprunggelenke betroffen und keine Rheumafaktoren nachweisbar. Bei anderen Formen sind vor allem die kleinen Finger- und Zehengelenke angegriffen und Rheumafaktoren im Blut positiv.

Wieder andere verursachen auch Entzündungen der Sehnen und Schleimbeutel oder treten gemeinsam mit einer Schuppenflechte auf. Und dann gibt es noch sehr schmerzhafte Entzündungen vorwiegend der Wirbelsäule, die bei Erwachsenen als Bechterew bekannt sind.

Krankes Immunsystem

Die Ursache all dieser Gelenks- und Wirbelsäulenentzündungen ist eine Störung des Immunsystems, welches außer Kontrolle gerät, überaktiv ist und sich gegen unseren eigenen Körper richtet. Über eine Aktivierung diverser Zellen und Botenstoffe des Immunsystems kommt es zu einer entzündlichen Reaktion, wobei neben Gelenken, Wirbelsäule und Muskeln auch innere Organe wie Niere, Lunge, Herz oder Leber betroffen sein können. Dadurch entstehen Schmerzen, Schwellungen aber auch Allgemeinsymptome wie Fieber, Schwitzen und starkes Krankheitsgefühl.

Die Gelenke sind oft stark angeschwollen, heiß und gerötet. Jede Berührung und Druck tun weh. Sie schmerzen sowohl in Ruhe als auch bei Bewegung. In der Früh ist es meist am Schlimmsten. Man spricht von der typischen Morgensteifheit.

Bei Kindern kommen häufig Fieber, Lymphknotenschwellungen und Hautrötungen dazu. Kleinkinder klagen seltener über Schmerzen als größere Kinder. Dafür sind Schonhaltungen typisch, mit denen das Kind versucht, das entzündete Gelenk in eine relativ schmerzfreie Position zu bringen. Das kann leicht als faul oder ungeschickt fehlgedeutet werden.

Laboruntersuchungen zeigen deutlich erhöhte Entzündungswerte und in manchen Fällen auch Rheumafaktoren oder andere Antikörper des Immunsystems. Mittels Gelenksultraschall lassen sich Entzündungen rasch bestätigen.

Wird nicht rechtzeitig behandelt, werden die Gelenksknorpel durch die Entzündung zerstört. Die Gelenke werden steif. Zusätzlich kommt es zu Wachstumsstörungen, Fehlhaltungen und erheblichen Einschränkungen in der Beweglichkeit. Aber selbst so schwere Erkrankungen lassen sich heute wirkungsvoll bekämpfen. Generell gilt: Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen auf gute Behandlungsergebnisse – desto geringer ist die Gefahr bleibender Schäden.

Behandlungsoptionen

Kind Rheuma - Physiotherapie, begleitend zur medikamentösen Therapie, kann das Leiden lindern. - © Shutterstock
Physiotherapie, begleitend zur medikamentösen Therapie, kann das Leiden lindern. © Shutterstock

Durch die genaue Erforschung unseres Immunsystems kann heutzutage gezielt das Entzündungsgeschehen blockiert werden. Bei leichten Entzündungen kommt man meist mit Antirheumatika – das sind entzündungshemmende, schmerzstillende und fiebersenkende Rheumamittel – aus.

Bei stärkeren Entzündungen sollten rasch so genannte „Basismittel“ eingesetzt werden. Diese Arzneien bringen das überaktive Immunsystem wieder in Ordnung, womit Schmerzen und Schwellungen verschwinden.

Auch die neue Gruppe solcher Basismittel – die Biologika – haben in der Kinderrheumatologie Einzug gehalten. Sie bremsen direkt jene überaktiven Zellen und Botenstoffe unseres Immunsystems, die eben die Gelenksentzündungen hervorrufen.

Bei chronischen Leiden sind auch begleitende physikalische Therapien wie Heilgymnastik, Haltungskorrekturen und Maßnahmen zur Gelenksentlastung notwendig.