Manche Lebensmittel beeinflussen die Wirkung von Arzneimitteln, zum Beispiel Milch, Kaffee, Grapefruit und Lakritze. Worauf Sie achten sollten:
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Wirkung von Medikamenten hat. Fragen Sie am besten gleich in der Apotheke nach, ob Sie bei dieser oder jener Arznei auf bestimmte Lebensmittel verzichten sollten.
Die Wirkung von Arzneimitteln kann durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme verstärkt oder abgeschwächt werden. Unerwünschte Nebenwirkungen sind auch möglich. Der Wirkeintritt kann sowohl beschleunigt als auch verzögert sein.
Wie und in welchem Umfang Nahrungsmittel die Arzneimittelwirkung beeinflussen, hängt von mehreren Faktoren ab: der chemischen Struktur des Arzneistoffes, der Darreichungsform, dem zeitlichen Abstand zur Mahlzeit usw.
1. Lakritze und Medikamente
Bluthochdruck-Patienten sollten sich bei Lakritze zurückhalten: Der Verzehr von größeren Mengen Lakritze kann für sie problematisch sein. Echte Lakritze enthält einen Extrakt aus Süßholzwurzel. Die darin enthaltene Glycyrrhizinsäure hemmt bestimmte Enzyme, wodurch es zu einem Abfall des Kaliumspiegels und zu einem Blutdruckanstieg kommt.
2. Alkohol und Arzneimittel
Alkohol ist einer der größten Störfaktoren, wenn es um Wechselwirkungen mit Arzneimitteln geht: Er kann die Wirkung von Arzneimitteln sowohl verstärken als auch abschwächen. Bei folgenden Medikamenten wird die Wirkung durch Alkohol verstärkt: Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Antidepressiva, Blutdrucksenker, Psychopharmaka, Insulin, Diabetesmedikamente zum Einnehmen.
Vor allem bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka ist mit Interaktionen zu rechnen. Sowohl Alkohol als auch die erwähnten Medikamente haben eine dämpfende Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Es kann zu einer verstärkten Sedierung, Benommenheit und verminderten Aufmerksamkeit kommen.
Bei manchen Medikamenten reicht schon ein einziges alkoholisches Getränk, um uns benommen zu machen und die Reaktionsfähigkeit zu beeinträchtigen. Besonders beim Autofahren oder beim Bedienen schwerer Maschinen kann das riskant werden.
3. Kalziumreiche Lebensmittel und Medikamente
Bei gleichzeitiger Einnahme mit gewissen Arzneistoffen führen kalziumreiche Lebensmittel zu einer verminderten Aufnahme. Das kann zum Beispiel bei Bisphosphonaten (Einsatz bei Osteoporose), Gyrasehemmern (Wirkstoffe aus der Gruppe der Antibiotika), Schilddrüsenhormonen und Tetracyclinen (Breitband-Antibiotika) der Fall sein.
Die verminderte Aufnahme kann eine Beeinträchtigung der Wirkung nach sich ziehen. Bei Antibiotika kann es zu einer reduzierten antimikrobiellen Wirksamkeit und damit zu Therapieversagen kommen. Deshalb wird eine zeitlich verzögerte Einnahme empfohlen.
Nehmen Sie Medikamente daher nie zusammen mit Milch ein. Ein kompletter Verzicht auf Milchprodukte ist aber nicht nötig: Halten Sie einfach einen zeitlichen Abstand von ein bis zwei Stunden ein.
Da auch Mineralwasser reich an Kalzium- und Magnesiumionen sein kann, sollten diese Arzneistoffe am besten mit Leitungswasser eingenommen werden. Sollte das Leitungswasser in Ihrer Umgebung keine Trinkwasserqualität haben, weil Sie sich zum Beispiel im Ausland befinden, dann sollten Sie möglichst ein mineralstoffarmes Wasser wählen.
4. Koffeinhaltige Lebensmittel und Arzneien
Koffeinhaltiges wie Kaffee, schwarzer Tee, Energy Drinks und Cola verträgt sich auch nicht mit Medikamenten. Koffein erhöht den Blutdruck. Diese Reaktion verstärkt sich, wenn bestimmte Antibiotika, insbesondere Gyrasehemmer, gleichzeitig eingenommen werden. Koffein kann auch die Wirkung und Nebenwirkung von Clozapin (Neuroleptikum) verstärken.
5. Vorsicht auch bei süßen Getränken und Fruchtsäften
Auch stark gezuckerte Getränke beeinflussen die Wirksamkeit eines Medikaments. Auf Fruchtsäfte sollte aufgrund der enthaltenen Fruchtsäure bei der Einnahme von Medikamenten verzichtet werden. Die Säure kann zum Beispiel die Wirkung mancher Antibiotika verschlechtern.
6. Vitamin K und Arzneien
Vitamin K ist in Gemüse wie Blattsalat, Spinat, Brokkoli und in verschiedenen Kohlsorten enthalten. Vorsicht ist geboten, wenn Sie Medikamente einnehmen, die die Gerinnung im Blut hemmen und u.a. zur Thrombose- und Schlaganfallprophylaxe eingesetzt werden. Die blutgerinnungshemmende Wirkung kann durch einen vermehrten Verzehr von Vitamin-K-haltigen Nahrungsmitteln abgeschwächt werden.
7. Arzneien und Grapefruits
Nach dem Verzehr einer Grapefruit oder von Grapefruitsaft gerät der Stoffwechsel im Hinblick auf die Wirkung vieler Arzneimittel durcheinander. Der Grund: Inhaltsstoffe der Grapefruit hemmen das Zytochrom CYP3A4 in der Darmwand. Diese Hemmung beginnt wenige Stunden nach Verzehr der Grapefruit und kann einige Tage anhalten: Bis zu 72 Stunden lang wirkt sich Grapefruit(saft) auf unseren Stoffwechsel aus.
Da sehr viele der gebräuchlichen Arzneimittel über CYP3A4 verstoffwechselt werden, sollte man zur Sicherheit auf Grapefruits verzichten, wenn zum Beispiel Medikamente gegen hohen Blutdruck, Depressionen, Herzrhythmusstörungen, Neuroleptika, Antiepileptika oder Cholesterinsenker eingenommen werden. Das gilt auch für viele Antibiotika, potenzsteigernde Medikamente, Immunsuppresiva, Krebsmedikamente und Arzneien gegen Sodbrennen und Reflux.
Zu Interaktionen mit Pomelo – einer Kreuzung aus Pampelmuse und Grapefruit – liegen nur wenige Daten vor. Um auf Nummer Sicher zu gehen, sollte auch auf diese Früchte verzichtet werden. Verzichten Sie auch auf Bitterorangen (manchmal in Marmelade oder in Schokolade enthalten).
8. Arzneimittel und Johanniskraut
Die Heilpflanze Johanniskraut ist für ihre Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Depressionen, Angstzuständen und nervöser Unruhe bekannt. Was viele nicht wissen: Johanniskraut kann die Wirksamkeit vieler Medikamente vermindern.
Die Folge ist, dass zum Beispiel die Anti-Baby-Pille oder Arzneien zur Behandlung von Blutgerinnungsstörungen, Herzerkrankungen oder Krebs in ihrer Wirkung abgeschwächt werden. Bei der gleichzeitigen Einnahme von anderen Antidepressiva kann Übelkeit, Angst oder Unruhe auftreten.