Kennen Sie das, dass ein naher Angehöriger, z.B. ein Kleinkind oder ein Elternteil mit Demenz, ungern trinkt? Wenn die Temperaturen steigen und man selbst mit dem Trinken kaum nachkommt, aber rationale Argumente keine Aussicht auf Erfolg haben, löst das Stress aus. Kreativität beim Anbieten von Getränken kann dabei helfen, ein gesünderes Trinkverhalten zu fördern.

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Im Alter kann das Durstgefühl nachlassen, aber auch der häufigere Toilettengang aufgrund von Inkontinenz oder Prostatabeschwerden kann bei älteren Menschen dazu führen, dass sie weniger trinken, als sie eigentlich benötigen. Gerade bei höheren Temperaturen ist es jedoch für die Gesundheit unabdingbar, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Bei Menschen mit Demenz kann es zudem passieren, dass sie einfach vergessen, regelmäßig zu trinken. Bei ihnen und vor allem bei Kleinkindern führen rationale Argumente dann oft leider in eine Sackgasse.

Ein Trinkprotokoll gibt Aufschluss

Wasserglas_shutterstock_1910654902 - Ein Trinkprotokoll gibt Aufschluss über das tatsächliche Trinkverhalten. - © Shutterstock
Ein Trinkprotokoll gibt Aufschluss über das tatsächliche Trinkverhalten. © Shutterstock

Das Trinkverhalten eines anderen Menschen einzuschätzen, ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach. Wer sich also darum sorgt, ob seine Angehörige oder sein Angehöriger mit Demenz oder das eigene Kind zu wenig trinkt, kann eine Woche lang ein Trinkprotokoll führen. Dabei kann man täglich beobachten und evaluieren, wie viel und was besonders gern getrunken wird. Auch eine Auflistung der Uhrzeiten, zu denen das Trinken leichter fällt, ist interessant und bietet eventuell sogar ergänzende Erkenntnisse zum Thema Bettnässen (wird oft durch zu große Trinkmengen am Abend begünstigt). Eine Vorlage für ein Trinkprotokoll finden Sie zum Beispiel hier.

Richtwerte für die Flüssigkeitszufuhr

Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten ältere Menschen mindestens 1,3 Liter, besser 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag über Getränke zu sich nehmen. Während ein zweijähriges Kind ca. 820 ml Flüssigkeit pro Tag benötigt, sind es bei Kindern im Schulalter schon 970 ml und bei Jugendlichen 1,3 Liter. Alle Werte dienen als Orientierung. Bei Fieber, Erbrechen und Durchfall, hohem Energieumsatz, starker Hitze, trockener kalter Luft und hohem Salzkonsum erhöht sich der Flüssigkeitsbedarf.

Mit diesen Tipps die Trinkmenge steigern

Alte_Frau_trinkt_Saft_shutterstock_680176588 - Die Farbe Rot ist als Signalfarbe gut geeignet, um auf ein Getränk aufmerksam zu machen. - © Shutterstock
Die Farbe Rot ist als Signalfarbe gut geeignet, um auf ein Getränk aufmerksam zu machen. © Shutterstock
  • Routinen und Rituale einführen: Die Tagesstruktur kann dabei helfen, eine feste Trinkroutine einzuführen, z.B. gleich nach dem Aufstehen, vor dem Hinausgehen ins Freie, beim Zurückkommen aus dem Freien, zu den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen (jedoch nicht zu viel, wenn Bettnässen in der Nacht ein Problem ist). Weitere mögliche Routinen sind – wie in England üblich – eine Tasse Tee oder ein Glas Saft am Nachmittag. Auch ein Ritual wie ein Trinkspruch kann helfen. Kinder finden es lustig, sich zuzuprosten.
  • Trinkgefäße und Trinkhilfen als Hingucker: Schöne Becher, Tassen oder Trinkflaschen, gerne auch zur Abwechslung mit einem Strohhalm. Manchmal gibt es Schwierigkeiten beim Trinken aus einem Glas – dann kann eine Trinkhilfe nützlich sein. Kirsch- oder Himbeersaft gibt dem Wasser eine rote Farbe und sorgt für Auffälligkeit.
  • Erinnerungszettel- oder Symbole: Für Menschen mit Demenz kann es sinnvoll sein, Erinnerungshilfen (z.B. im Badezimmer oder in der Küche) zu verteilen.
  • Belohnung: Bei Kindern kann ein foliertes Blatt oder Plakat helfen, das man gemeinsam gestaltet und auf das nach jedem Glas eine Belohnung, z.B. ein Sticker, geklebt wird.
  • Geschmacklichen Anreiz schaffen: Fruchtsäfte oder aromatisiertes Wasser bieten Abwechslung. Bei Menschen mit Demenz kommt es manchmal dazu, dass sich die Geschmackswahrnehmung verändert, manchmal werden süße Getränke bevorzugt.
  • Viskosität verändern: Menschen mit Demenz leiden häufig an Schluckstörungen. Es kann hilfreich sein, Getränke mit einem geschmacksneutralen Eindickungspulver dickflüssiger zu machen. Milch-Mix-Getränke mit Bananen oder Pfirsichsaft sind auch bei Kindern eine Option.
  • Gemeinsames Trinken: Wer zusammen mit dem jeweiligen nahen Angehörigen ein Glas Wasser oder Saft trinkt, ist ein Vorbild und zeigt, dass man sich für das Trinken Zeit nimmt. Man kann dabei gemeinsam eine nette Pause vom Alltag einlegen.
  • Entspannt bleiben: Vorwürfe und Druck erzeugen Gegendruck. Deshalb lieber gelassen bleiben. Immerhin versucht man ja bereits durch Kreativität, etwas an der Situation zu ändern.
  • Die Sinne anregen: Hören, Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken können Ansatzpunkte sein. Wem es gelingt, Auslöser für positiv besetzte Erinnerungen zu schaffen, wie z.B. das Geräusch einer laufenden Kaffeemaschine in Kombination mit Kaffeeduft, der schafft eine entspannte Atmosphäre.

Eine weitere Möglichkeit, den Flüssigkeitshaushalt zu verbessern, bietet flüssige Nahrung, wie Suppe oder Smoothies und Joghurt. Auch Obst und Gemüse wie Melonen und Gurken enthalten viel Flüssigkeit.