Gasbildung im Verdauungstrakt ist ein natürlicher Prozess. Wenn ein Blähbauch Schmerzen bereitet und Blähungen im Alltag zum Problem werden, sollte man aber versuchen, die Ursache zu finden.

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Die „Luft“ im Darm ist ein Gemisch verschiedener Gase, darunter vor allem Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid und Fäulnisgase, wie zum Beispiel Methan und Schwefelwasserstoff. Letztere sind auch die Ursache für den teilweise unangenehmen Geruch.

Durchschnittlich finden sich 50 bis 200 ml Gas im Magen-Darm-Trakt. Die tägliche Ausscheidung über den Enddarm beläuft sich auf ca. 600 ml, kann aber nahrungsbedingt sehr stark variieren. Ein Flatus entweicht uns mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3 m/sec. aus dem Enddarm, und das im Durchschnitt 14-mal pro Tag.

Wo kommt die ganze Luft her?

Ein großer Teil der Darmgase kommt auf natürlichem Wege durch das Verschlucken von Luft über den Mund und die Speiseröhre in den Magen. Dabei wird das Luftschlucken meist unbewusst durch zu schnelles Essen oder Trinken verursacht.

Auch kohlensäurehaltige Getränke oder das Kauen von Kaugummi können für überschüssige Luft im Magen sorgen. Ebenso sind vermehrte Mundatmung durch eine verstopfte Nase sowie Stresszustände und Nervosität mögliche Auslöser.

Darmgase entstehen neben verschluckter Luft auch durch den Abbau von Nahrungsbestandteilen durch die Bakterien im Darm.

Ist es das Reizdarmsyndrom?

Prinzipiell entsteht ein Blähbauch, wenn im Darm vermehrt Gase gebildet und diese infolge einer herabgesetzten Darmbewegung nicht weitertransportiert werden. Auch wenn es eine Vielzahl verschiedener Auslöser gibt, so ist bei einem Großteil der betroffenen Patienten keine konkrete Ursache auszumachen. Sie leiden unter dem so genannten Reizdarmsyndrom (RDS) − einer Erkrankung, die bei zehn bis 20 Prozent aller Erwachsenen in der westlichen Welt auftritt.

Während Frauen vor allem von diffusen Bauchschmerzen (oft krampfartig), Blähungen und Verstopfung berichten, geben Männer häufiger Durchfall als Hauptproblem an. Die Beschwerden können kommen und gehen. Bei erhöhtem Stress oder psychischer Anspannung treten sie meist häufiger und stärker auf.

Viele klagen vor allem nach dem Essen über einen Blähbauch. Wie erklärt sich diese unmittelbare Reaktion auf das Essen? Einerseits führt die Nahrungsaufnahme bei Patienten mit RDS zu einem gesteigerten gastrokolischen Reflex, was zu sofortigen Beschwerden und starkem Stuhldrang führt. Außerdem wird durch die Aufnahme von Fetten die Dünndarmbewegung herabgesetzt, was den Weitertransport des Darminhalts und damit auch der Gase verlangsamt und der Entstehung von Blähungen, Bauchschmerzen und Blähbauch Vorschub leistet.

Was bei Reizdarm hilft, lesen Sie in diesem Beitrag.

Was bei Blähungen und Völlegefühl hilft, lesen Sie hier.

Sind Intoleranzen schuld?

Nahrungsmittelintoleranzen sind weitverbreitet und führen oft zu Blähungen. Wenn zugleich ein Reizdarm besteht, ist der Blähbauch besonders schmerzhaft. Dass hinsichtlich Laktose und Fruktose Unverträglichkeiten bestehen, war zwar schon seit Jahren bekannt, doch nun haben sich auch weitere Nährstoffgruppen als problematisch herausgestellt.

Sie fasst man unter dem Begriff FODMAP zusammen. Dies ist eine Abkürzung für fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole. Sie führen mengenabhängig bei allen Menschen irgendwann zu Verdauungsbeschwerden. Es gibt aber Menschen, die diese Beschwerden viel früher und viel stärker wahrnehmen.

Patienten mit Reizdarmsyndrom haben einen extrem empfindlichen Darm und nehmen bereits kleine Mengen Gas als deutlich unangenehmer wahr als gesunde Menschen. Diese so genannte viszerale Hypersensitivität wird durch viele äußere und innere Faktoren beeinflusst.

Wir wissen auch, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms bei jedem anders ist. Die Bakterien bei Menschen mit RDS sind sozusagen „fermentierfreudiger“ und produzieren schneller und mehr Gas.

FODMAP: „Reizende“ Nahrungsmittel

  • Fruktose:Apfel (enthält auch Polyole), Honig, Birne (enthält auch Polyole), Fruchtsäfte, Mango, Dörrobst, Spargel, Tomatensauce
  • Fruktane: Weizenprodukte, Rote Rübe, Zwiebel, Zuckermais, Lauch, Grapefruit, Knoblauch, Mandelkerne, Erbsen, Cashewkerne
  • Polyole:Marille, Pilze, Zwetschke (auch Fruktose), Süßkartoffel, Pfirsich/Nektarine (auch Fruktose), Avocado, Kirsche, Melanzani, Kokosnuss, zuckerfreie Kaugummis/Bonbons
  • Laktose: Milch von Kuh/Schaf/Ziege, alle Arten von Frischkäse (Hüttenkäse, Ricotta), Joghurt, Desserts auf Milchbasis (z. B. Pudding), Topfen, Molke und andere Getränke auf Milchbasis
  • Galaktane: Linsen, Sojamilch, Kichererbsen, Kohl, Kohlsprossen, Bohnen

Der Weg zur richtigen Diagnose:

Im ersten Schritt − der ärztlichen Abklärung − geht es primär darum herauszufinden, ob den Blähungen eine Erkrankung (z. B. chronisch entzündliche Darmerkrankung, Zöliakie) zugrunde liegt. Bei entsprechender Diagnose kann gezielt behandelt werden. Andernfalls führt die Ausschlussdiagnostik oft zur Diagnose Reizdarmsyndrom.

Eine FODMAP-arme Ernährung kann helfen, die Beschwerden zu lindern. Versuchen Sie zunächst, FODMAP-reiche Lebensmittel für zwei bis vier Wochen durch FODMAP-arme Alternativen zu ersetzen und Ihre Beschwerden dabei zu protokollieren. Geht es Ihnen in dieser Zeit besser, dann können Sie schrittweise bestimmte Nahrungsmittel wieder einführen und Ihre Symptome beobachten. So können Sie herausfinden, auf welche Lebensmittelgruppen Sie sensibel reagieren.

Wenn eine FODMAP-Reduktion nicht hilft und zum Beispiel auch keine Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) vorliegt, lohnt sich ein Blick auf die so genannten Antinährstoffe.

Dazu zählen:

  • Phytinsäure (Mais, Soja, Weizenkleie)
  • Saponine (Nachtschattengewächse wie Kartoffeln, Tomaten)
  • Oxalate (Rhabarber, Heidelbeeren)
  • Tannine (Hopfen, Weintrauben)
  • Lektine (Bohnen)

Sie können ebenfalls zu Blähungen beitragen. Holen Sie sich am besten Unterstützung durch Arzt und Ernährungsberater.